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Tiny House: Der Wohntrend aus den USA kommt jetzt auch nach Deutschland

Weniger ist mehr! Beim Tiny House Wohntrend bedeutet weniger Wohnfläche mehr Lebensqualität, mehr Nachhaltigkeit sowie mehr Geld im eigenen Geldbeutel. Denn Wohnraum wird auch in Deutschland immer teurer. Wer dennoch vom Eigentum einer Immobilie träumt, kann nun auch günstigere Alternativen finden: Das Tiny House. In diesem Artikel erklären wir, was es mit dem Minihaus auf sich hat. Zudem finden Sie hier einen Überblick über die Kosten und worauf man beim Mini-Hausbau achten sollte.

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Was ist ein Tiny House?

Die Tiny House Bewegung ist in den 2000er Jahren eigentlich aus der Not heraus entstanden. Auslöser für die nun weltweite Bewegung der Häuschen war die Weltwirtschaftskriese und eine platzende Immobilienblase in den USA. Für viele Amerikaner platzte der Traum vom Eigenheim: Daraus folgte die Suche nach einer Billigeren Option und die ersten Tiny Häuser kamen auf den Markt.

Für ein Tiny House gibt es keine einheitliche Definition und sie können sich in ihrer Erscheinung sehr unterscheiden. Ausschlaggebend für ein Tiny house ist aber eine geringe Quadratmeterzahl – bei einem Mikrohaus meist nicht mehr als 15 qm, größere Tiny Häuser haben etwa 55 qm Wohnfläche. In Deutschland ist für das Tiny House keine bestimmte Quadratmeterzahl festgelegt. In den USA gelten laut amerikanischen Baugesetz Häuser mit bis zu 37 Quadratmetern per Definition als Tiny House.

Ein Markenzeichen der Wohnkonzepte in einem Tiny House: Die Ausstattung normaler Einfamilienhäuser werden auf kleinem Raum platzsparend untergebracht. Viele Tiny House Modelle sind desshalb mit einer Kombination aus Wohn- und Sitzgelegenheiten, Küche, Bad und Schlafbereich ausgestattet.

Bei Tiny Houses unterscheidet man zwischen fest installierten Häusern und Häusern auf Rädern, sogenannten Tiny Houses on Wheels.

  • Tiny Houses on Wheels: Diese Häuschen haben eigene Radachsen und lassen sich als Anhänger mit dem Pkw verbinden und transportieren. Die Maße der mobilen Minihäuser ergeben sich durch die Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung. Ein Haus auf Rädern darf dabei wie ein Wohnwagen nicht mehr als 2,55 Meter breit und 12 Meter lang sein.
  • Tiny Häuser ohne Räder: Diese Häuser verfügen nicht über eigene Räder und sind desshalb im Vergleich weniger mobil. Aufgrund der geringen Größe lassen sie sich aber oft auch mit einem Lkw transportieren.
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Die Lebensphilosophie hinter dem Tiny House

Bei der Tiny House Bewegung geht es um mehr als kostengünstiges Wohnen. Für viele Tiny House-Eigentümer bedeutet das Leben auf kleinem Wohnraum eine eigene Lebensweise.

Der Trend ums kleine Wohnen legt einen starken Fokus auf Nachhaltigkeit. Denn weniger Wohnfläche heisst auch ein geringerer Verbrauch von Energie und Ressourcen. Viele setzen daher beim Bauen auch auf ein Passivhaus aus Holz, dass sich durch Nachhaltigkeit und Minimalismus auszeichnet. Ziel ist dabei nicht nur eine ökologische Lebensweise, sondern auch Kosten und Aufwand der Instandhaltung des Hauses zu minimieren.

Ist ein Tiny House ganzjährig bewohnbar?

Mit der richtigen Ausstattung ist ein Tiny House ganzjährig bewohnbar. Entscheidend ist hier, dass das Haus über eine Dämmung und ein Heizsystem oder einen Ofen verfügt.

In der Regel gibt es auch rechtlich gesehen beim Tiny House als dauerhaften Erstwohnsitz kein Problem. Wichtig is hier nur, dass alle Vorschriften eingehalten werden, wie zum Beispiel die Stellplatz-Genehmigung und sofern es über ein festes Grundstück verfügt – eine Baugenehmigung.

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Preise für ein Tiny House mit Grundstück

Die Nachfrage der Tiny Häuser steigt stehtig. Je nach Lage, Wohnfläche und Vorstellungen der Eigentümer unterscheiden sich die Preise für ein Tiny House drastisch. Einige Unternehmen bieten Tiny-House Serienproduktionen an, bei denen ein schlüsselfertiges Tiny House direkt auf das Grundstück geliefert wird. Hier belaufen sich die Anschaffungskosten bei der günstigsten Variante in der Regel ab 25.000 Euro. Die Kosten für etwas größere Modelle liegen bei Preisen zwischen 40.000 und 80.000 Euro.

Wie beim regulären Hausbau besteht auch beim Tiny House die Möglichkeit, sich nach seinen individuellen Wünschen ein Tiny House bauen zu lassen. Einige Unternehmen bieten hierzu auch umfangreiche Beratung zur Finanzierung, dem Hausbau und dem Wohnen im Tiny House an. Im diesem Falle kann man auch mit erhöhten Preisen rechnen.

Eine günstige Alternative bieten hier Fertigbausätze. Einige Hersteller bieten Fertigbausätze schon ab einem Preis von 10.000 Euro an. Jedoch ist dabei eine Innenausstattung mitsamt Strom, Heizung, sanitären Anlagen, Abwasser und Möbeln meist nicht enthalten.

Zu den obengenannten Kosten kommt natürlich das Grundstück, auf dem das Haus stehen soll. Hier unterscheiden sich die Preise nach Bundesländern drastisch. Generell muss man für Grundstücke in Städten deutlich mehr Geld in die Hand nehmen als auf dem Land. Wie beim Wohnen in einem normalen Haus sind Projekte in attraktiven Gegenden mit vielen Menschen mit deutlich mehr Kosten verbunden. Es gibt aber auch Tiny House-Stellplätze auf dem Campingplatz, jedoch sind diese oft mit weniger Privatsphäre verbunden.

Durschnittliche Preise pro Quadratmeter nach Bundesländern; Datenquelle: https://www.comobau.de/tiny-house/

Baugenehmigung: Womit muss man beim Tiny House rechnen?

Wie bei jedem Eigentum muss auch der Hausbau eines Tiny House einige Kriterien erfüllen. Denn sobald dass kleine Traumhaus länger auf einem Grundstück abgestellt werden soll, ist -auch bei einem Anhänger – eine Baugenehmigung notwendig.

Der Bebauungsplan vieler Gemeinden sehen Tiny Houses nicht vor. Desshalb sollte man sich zur Beratung mit dem zuständigen Bauamt in Verbindung setzen bevor der Hausbau beginnt. Der Antrag auf eine Baugenehmigung kann sich nämlich ziemlich in die Länge ziehen. Dies ist auch einer der Gründe, warum sich viele Minihaus-Eigentümer für Stellplätze auf Freizeitgrundstücken wie zum Beispiel Campingplätze entscheiden. Denn für die Stellplätze der Campingplätze ist nämlich keine Genehmigung erforderlich.

Tiny Houses: Vorteile und Nachteile

Der Trend der Tiny Houses ist nicht für jeden geeignet, denn Wer mit dem Begriff Minimalismus nichts anfangen kann, wird sich beim Leben im kleinen Haus schwer tun. Hier führen wir einige Gründe auf, die das Wohnen im Tiny House so speziell machen.

Vorteile: Leben im Tiny House

  1. Nachhaltigkeit ist Teil der Tiny House Lebensphilosophie: Es gibt viele Beispiele für Nachhaltigkeit im Tiny House. Eine kleinere Wohnfläche bedeutet auch weniger Strom- und Energieverbrauch. Tiny Houses kommen mit wesentlich weniger Elektro- und Heizenergie aus, als es bei Immobilien mit größeren Grundrissen der Fall ist. Einige Hersteller bauen sogar vollständig autarke Häuser, die durch eine Solaranlage auf dem Dach und einem grünen System für Abwasser auch einiges an CO2 Emissionen vermeiden. Die Daten einer Studie der amerikanischen Colby Universität ergaben, dass ein Tiny House mit 17 qm lediglich 7% der CO2-Emission eines durchschnittlichen amerikanischen Hauses mit einer Größe von 241 qm produziert.
  2. Konsum-Bewusstsein: Mit wenig Stauraum sind Bewohner des Tiny House gezwungen die Anschaffung von neuen Gegenständen ganz bewusst zu entscheiden. Die Funktionalität von Möbelstücken ist hier auch bbesonders wichtig. Sie werden oft im Hausbau mit eingeplant und zeichnen sich durch eine geringe Grundfläche und Modularität aus. Wer in einem Tiny House wohnen möchte, muss also auch bereit sein einen minimalistischen Lebensstil zu führen.
  3. Finanzielle Unabhängigkeit: Bei der Tiny House Bewegung geht es auch um finanzielle Freiheit. Denn ein Tiny House ist vor allem in Städten deutlich günstiger als die viele Eigentumswohnungen. Abgesehen von den geringeren Anschaffungskosten für ein kleines Haus selbst, lassen sich durch erneuerbare Energie und clevere Wohnkonzepte auch die laufenden Nebenkosten deutlich reduzieren.
  4. mehr Lebensqualität: Wer einen bewussten Tiny House Lebensstil führt, benötigt weniger Arbeitszeit um das Wohnen im Traumhaus zu finanzieren. Weniger Belastungen geben mehr Raum, Zeit und Geld in sich selbst zu investieren.

Nachteile: Ein Trend mit vielen Hindernissen

  1. Der Reiz eines Tiny House auf Rädern ist die Möglichkeit es zu transportieren. Aber Mobilität erhöht auch die Schadensgefahr. Damit können bei Schäden auch zusätzliche Kosten entsehen.
  2. Aufgrund ihrer geringen Größe können Tiny Houses sehr schnell unordentlich wirken. Außerdem altern Haus und Möbel in Tiny Houses durch intensieve Nutzung schneller als in normalgroßen Häusern.
  3. Beim Erstwohnsitz im Tiny House können auch deutsche Auflagen ein Hinderniss sein. Bei einigen Tiny Houses dauert es Monate bis die Genehmigung zum Hausbau erteilt wird. Wer also Vollzeit im Tiny House wohnen will, muss sich auch mit mehr bürokratischen Angelegenheiten ausseinander setzen.

Gibt es ein Tiny House village in Deutschland?

Wer nicht auf deinem der Dauer-Stellplätze eines Campingplatz wohnen möchte, kann mit seinem Tiny House auch in ein sogenanntes Tiny House Village ziehen. In Deutschland entstand 2017 das erste Tiny House Village in Mehlmeisel bei Beyreuth.

Im deutschen Tiny House Village Mehlmeisel gibt es feste Stellplätze zum Wohnen sowie das Tiny House Hotel. Der Traum vom Tiny House Village wurde von — auf fast 17.000 qm Grünfläche realisiert. 2020 wurde der erste offizielle Bebauungsplan zum dauerhaften Leben im Tiny House genehmigt. Auf dem ehemaligen Campingplatz stellte das Paar Stellplätze für 35 Bauwagen und Tiny Houses zu Verfügung. Jeder Bewohner des Dorfes leistet einen wichtigen Beitrag zum Leben der Gemeinschaft: Ob in der Permakultur, bei der Vermietung. dem Hausbau oder bei Aktivitäten im Gemeinschaftshaus – der Traum vom Leben im kleinen Haus in Mehlmeisel ist eine Frage der Gemeinschaft.

Heute besteht das Tiny House Dorf aus einer engmaschigen Gemeinschaft aus 21 Menschen, die ihren Wohnsitz in dem Tiny House Village haben und die Vermietung einiger Tiny Houses auf dem Grundstück anbieten. So können Menschen, die selbst noch keine Haus-Eigentümer sind, im Tiny House Village probewohnen. Seit Anfang 2021 kümmert sich die neu gegründete Tiny House Village GmbH um die Entwicklung des Platzes. So können Bewohner nicht nur aktiv Projekte der Gemeinschaft unterstützen, sondern auch in wichtigen Fragen, wie zum Beispiel bei der Finanzierung, ihren Beitrag leisten.🌱

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Bildquellen

  • Tiny House Wohntrend: iStock/JARAMA
  • Modernes Tiny House: iStock/SvetlanaMokrova
  • Innenansicht Rustikales Tiny House: iStock/Petmal
  • Tiny House on Wheels: iStock/Petmal