Die Drei Säulen der Nachhaltigkeit
Nachhaltigkeit ist ein zunehmend wichtiges globales Ziel. Sie beruht auf den Grundsätzen der ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Verantwortung. Diese drei Aspekte bilden die Grundlage dessen, was gemeinhin als die drei Säulen der Nachhaltigkeit bezeichnet wird – Umweltschutz, wirtschaftliche Entwicklung und soziale Gerechtigkeit. In diesem Artikel erklären wir, wie ökologische, ökonomische und soziale Nachhaltigkeit aussieht.
Wer hat das Drei-Säulen-Modell erfunden?
In diesem Artikel:
Das Drei-Säulen-Modell tritt als Konzept der Nachhaltigkeit bereits im Jahr 1994 in der internationalen Debatte als ganzheitlicher Ansatz zur Bewältigung von Umweltproblemen auf. Aber schon seit 1987 wurde ein vergleichbares integratives Verständnis von Nachhaltigkeit diskutiert und beschrieben. Das Drei-Säulen-Modell oder das magische Dreieck der Nachhaltigkeit ist sicherlich auf die Bemühungen des Verbandes der Chemischen Industrie (VCI) zurückzuführen. Dieser erklärte 1996, dass bei der Bilanzierung der nachhaltigen Entwicklung ökologische, ökonomische und soziale Aspekte „gleichwertig“ berücksichtigt werden müssen. Diese Erklärung machte deutlich, dass bei der Behandlung von Umweltthemen eine mehrdimensionale Perspektive zu berücksichtigen ist, und brachte in der Folge immense Fortschritte bei der Initiierung und Umsetzung in verschiedenen Diskussionen über nachhaltige Entwicklung.
Das Modell des VCI erschien in der Studie „Bausteine für ein zukunftsfähiges Deutschland“. Damit reagierte die Organisation auf den berühmten Wuppertaler Bericht „Zukunftsfähiges Deutschland“, dessen Gewichtung auf einem Konzept der schwachen nachhaltigen Entwicklung konzentriert war. Das Drei-Säulen-Modell erfuhr durch den 1998 vorgelegten Abschlussbericht der Enquete-Kommission „Schutz des Menschen und der Umwelt“ eine noch größere Akzeptanz. Die Enquete Kommission der EU führte unter anderem zur Entwicklung der Agenda 2030 der Vereinten Nationen, die auch durch die Bestimmungen des deutschen Bundestages in Deutschland Anwendung findet. Dieses drei Säulen Konzept bestimmt seither wie Unternehmen und Gesellschaft beim Thema Nachhaltigkeit bewertet werden.
Warum muss Nachhaltigkeit Ökologie, Ökonomie und Soziales umfassen?
Die ursprünglichen Modelle erkennen zwar die drei Säulen der Nachhaltigkeit an, jedoch können sich hier die Säulen gegenseitig ausgleichen: Das bedeutet wenn die Wirtschaft brummt (starke Ökonomie-Säule), darf die Umwelt „vernachlässigt“ werden (schwache Nachhaltigkeitssäule). Man spricht in dem Fall von einer „schwachen Nachhaltigkeit“, da natürliche Ressourcen durch Human- oder Sachkapital ausgeglichen werden können. Hier zählt nur der Gesamtwohlstand – auch wenn der auf Kosten der Natur geht.
Für ein Modell mit „starker Nachhaltigkeit“ sollte das Ziel der ökologischen daher eigentlich vorrangig sein, da der Schutz der natürlichen Lebensbedingungen auch die Grundvoraussetzung für ökonomische und soziale Stabilität ist.
Definition: Das 3-Säulen-Modell der Nachhaltigkeit
Das Modell der Drei Säulen der Nachhaltigkeit setzt sich aus drei Aspekten zusammen: Ökologie, Ökonomie und Soziales. Eines der Ziele des Modells ist, einen Maßstab für nachhaltiges Handeln verschiedener Unternehmen, Organisationen und Staaten zu setzen und so eine Basis für eine Klima-freundliche Lebensweise zu schaffen.
Ökologie
Die ökologische Nachhaltigkeit ist ein wichtiger Aspekt der Erhaltung unseres Planeten für künftige Generationen. Unternehmen und Staaten sollten mehr Wert auf den Schutz der natürlichen Ressourcen legen und auf einen bewussten Umgang mit Wasser, Energie und endlichen Rohstoffen hinarbeiten. In der Praxis heißt das: die Verhinderung von Raubbau, die Reduzierung unnötiger Verpackungen, die Verwendung von weniger Plastik und Umweltschutz. Investitionen in erneuerbare Energiequellen sind ebenfalls wichtig, um langfristige Umweltschäden zu vermeiden.
Was ist ökologische Nachhaltigkeit Beispiele?
Es gibt viele Bereiche in denen Unternehmen Veränderungen im Zusammenhang mit Ökologie durchführen können. Hier stellen wir einige Maßnahmen vor, die Menschen im Rahmen der ökologischen Dimension im Nachhaltigkeitsdreieck umsetzten können.
- Abwasser- und Abfallmanagement: Dazu gehören konsequente Mülltrennung, Wiederverwendung von Abwasser und Recycling von Abfallstoffen. Es sollten auch Anstrengungen unternommen werden, um Abfälle durch die Verwendung wiederverwendbarer Produkte bereits im Vorfeld zu vermeiden.
- Einsatz von Chemikalien: Unternehmen können hier weniger und ökologisch nachhaltigere Chemikalien verwenden oder ganz auf umweltschädliche Produkte verzichten. Zum Beispiel bei Reinigungsmitteln und giftigen Verbrauchsmaterialien für Drucker.
- Energieverbrauch. Durch eine Umstellung auf LED-Beleuchtung und energiesparende multifunktionale IT-Geräte können Unternehmen auch beim Thema Energie nachhaltig handeln.
- Ökologische Folgen bei der Produktnutzung: Wenn Produkte repariert werden können, wenn sie kaputt gehen, anstatt ersetzt oder weggeworfen zu werden, kann der Herstellungsaufwand für neue Produkte erheblich reduziert werden. Auch ökologisches Produktdesign, das sowohl auf Effizienz als auch auf Langlebigkeit ausgerichtet ist, ist hier sinnvoll. Verbesserte Reparierbarkeit und Wiederverwertbarkeit in Verbindung mit einer verlängerten Produktlebensdauer sind einige Schritte, um die Häufigkeit von Ersatzbeschaffungen zu verringern und die Gesamtabfälle eines kurzlebigen Produkts zu reduzieren
- Umweltengagement: Engagieren Sie sich mit eigenen Umweltprojekten und kooperieren Sie mit Umweltinitiativen.
Ökonomie
Um wirtschaftliche Nachhaltigkeit zu erreichen, bedarf es mehr als nur Umweltschutz. Unternehmen müssen nicht nur nachhaltig wirtschaften und ihren ökologischen Fußabdruck verringern, sondern auch die finanzielle Notwendigkeit der Rentabilität erkennen und Wirtschaftswachstum fördern. Neben der Profitmaximierung fokussieren sich diese Firmen auch auf das Wohl der Gesellschaft und der Umwelt. Nachhaltige Unternehmen sollten ihre Gewinne als Investitionsmittel betrachten. Die Ziele nachhaltiger Wirtschaft umfassen langfristige Investitionen in moderne Maschinen, hochwertige Rohstoffe, faire Löhne und Weiterbildungsmaßnahmen für die Mitarbeiter. Investitionen in solche Maßnahmen tragen dazu bei, stärkere und gesündere Geschäftsmodelle zu schaffen. Dadurch wird nicht nur die Zukunfts- und Leistungsfähigkeit gesteigert, sondern auch zu einer nachhaltigen Wirtschaftsweise in größerem Maßstab beigetragen.
Was ist ökonomische Nachhaltigkeit Beispiele?
- Ressourcen effizient nutzen: Wer bei Verträgen mit Lieferanten auf Nachhaltigkeit in der Wirtschaft achtet, kann auch langfristig Kosten einsparen. Denn wenn man Wasser und andere Rohstoffe effizienter und zielführender einsetzt, hat dies nicht nur eine ökologische Dimension, sondern führt auch aufgrund des reduzierten Verbrauchs zu günstigeren Rechnungen.
- Erneuerung alter Maschinen: Den Energieverbrauch können Unternehmen außerdem reduzieren, indem sie neue Maschinen und Softwares beschaffen. Die können dabei helfen, Arbeitsschritte effizienter abzuwickeln und gleichzeitig weniger Strom zu verbrauchen.
- Regionalität: Man kann zusätzliche Kosten einsparen, indem man auf regionale Produkte setzt. Kürzere Transportwege sind günstiger und erhöhen die Beliebtheit des Unternehmens in der Öffentlichkeit.
Soziale Nachhaltigkeit
Soziale Nachhaltigkeit ist ein Konzept, das über das traditionelle Verständnis von Umweltverantwortung hinausgeht. Es unterstreicht, dass nachhaltige Entwicklung Menschenrechte in den Mittelpunkt aller entwicklungsrelevanten Entscheidungen nehmen und die gesamte Gesellschaft betreffen muss. Denn jeder Mensch, unabhängig von Rasse, Geschlecht oder Herkunft, hat es verdient, in Würde, Komfort und Autonomie leben zu können.
Die soziale Nachhaltigkeit weigert sich, bei diesem grundlegenden Prinzip Kompromisse einzugehen, und setzt sich für die freie Entfaltung und die Sicherheit aller Menschen in jedem Umfeld ein, in dem sie sich befinden. Diese Dimensionen der Nachhaltigkeit fanden seinen Ursprung in der Agenda 21, die im Jahr 1992 auf dem Weltgipfel in Rio beschlossen wurde. Hier wurden Ziele in Bezug auf Armutsbekämpfung formuliert, die allen Menschen ‚mit besonderer Vordringlichkeit die Möglichkeit zur nachhaltigen Sicherung ihrer Existenz‘ zusichern.
Was ist soziale Nachhaltigkeit Beispiele?
Bei sozial nachhaltigem Handeln geht es um Gerechtigkeit und die Erhaltung der Lebensgrundlagen für künftige Generationen. Durch soziale Nachhaltigkeit werden Interessen und Existenz von Menschen in allen Ländern der Welt geschützt.
- Faire Löhne: Für viele Arbeiter auf der Erde sind schlechte Verhältnisse, ein Grund für soziales Leid. Etablierte Strukturen westlicher Unternehmen machen sich ärmere Gesellschaften des globalen Südens zunutze, um durch Niedriglohn-Zahlungen ihre eigenen Profite zu erhöhen. Die soziale Säule des 3 Säulen-Modells fordert, dass Unternehmen einen faireren Umgang mit ihren Arbeitern auch in der Praxis umsetzen. Soziales findet nicht nur Anwendung in den Staaten des globalen Südens: Denn auch in Europa sind einer von zehn Erwerbstätigen trotz ihres Einkommens von Armut betroffen.
- Chancengleichheit: Eine soziale Nachhaltigkeitsstrategie sorgt dafür, dass auch Mädchen und Frauen auf allen Ebenen vertreten sind. Denn noch immer haben Mädchen auf der ganzen Welt schlechtere Aussichten, eine Schulbildung zu erhalten oder später ihr Leben selbst zu bestimmen. Deshalb ist Chancengleichheit eine der zentralen Leitlinien im Nachhaltigkeitsdreieck.
Kritik am Drei-Säulen-Modell
Alle drei Dimensionen im 3 Säulen Modell der Nachhaltigkeit weisen Schwachstellen auf. Denn das Modell zeigt keine konkrete Art und Weise, wie Veränderungen unserer Gesellschaften durch nachhaltige Entwicklung erreicht werden können.
In der komplexen Welt von heute ist es wichtig, die Bedeutung jeder der drei Dimensionen für eine erfolgreiche Gesellschaft zu erkennen. Die Natur steht im Mittelpunkt allen Lebens, da sie uns mit wesentlichen Elementen wie sauberer Luft, Trinkwasser und fruchtbarem Boden versorgt, die wir für unser tägliches Überleben benötigen. Dies ist wiederum mit der Wirtschaft verknüpft, die sich darauf konzentriert, wie wir diese endlichen Ressourcen nutzen, um Waren und Dienstleistungen zu produzieren.
Ein weiterer Kritik-Punkt ist, dass im traditionellen Nachhaltigkeitsdreieck die Politik kaum Beachtung findet. Dabei sind es politische Entscheidungen, die Subventionen für Erdölprodukte priorisieren, statt Ökologie und nachhaltige Innovationen zu fördern. Aus diesem Grund, entwickelten Kritiker neue Modelle, um die drei Säulen der Nachhaltigkeit besser miteinander zu verbinden, wie zum Beispiel das gewichtete Drei-Säulen-Modell oder die Nachhaltigkeitspyramide.
Erweiterung des Drei-säulen-Modells : mehr Dimensionen der Nachhaltigkeit
Das Pyramidenmodell, auch als Ein-Säulen-Modell bekannt, basiert auf dem Nachhaltigkeitsdreieck. Hierbei werden die Säulen der nachhaltigkeit aber als Pyramide dargestellt, um die natürlichen Obergrenzen besser darstellen. Gleichzeitig orientiert sich diese Pyramide an der Vorstellung der Bedürfnispyramide nach Abraham Maslow.
Mit dem Fokus auf die Ökologie-Säule als Basis weist das Pyramiden-Modell darauf hin, dass die Natur als Grundlage für das Überleben und erfolgreiches Mit-einander ist. Damit hat der Umweltschutz bei der Pyramide die höchste Priorität. Die menschlichen Bedürfnisse, die gesellschaftlichen und sozialen Aspekte findet man erst auf der nächsten Stufe im Aufbau der Pyramide. Die Ökonomie gilt als Bestandteil der Gesellschaft. Welche Elemente an der Spitze des Modells stehen, richtet sich nach den jeweiligen Zielen und der Perspektive.🌱
Bildquellen
- Nachhaltigkeit ist Zusammenarbeit: iStock/Khanchit Khirisutchalual
- Die Drei Säulen der Nachhaltigkeit: istock/Dmitry Kovalchuk
- Bausteine der Nachhaltigkeitspyramide: iStock/Sakorn Sukkasemsakorn