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Emissonshandel

Der Emissionshandel wird in den Medien und einschlägigen Fachzeitschriften zwar häufig erwähnt, gleichwohl haben die wenigsten Verbraucher eine Vorstellung von Sinn, Hintergrund und Funktionsweise. Der nachfolgende Beitrag informiert Sie über den Begriff Emissionshandel und beantwortet zudem diese Fragen:

  • Wie läuft der Emissionshandel ab?
  • Was kostet ein CO2 Zertifikat?
  • Was passiert mit den Einnahmen aus dem Emissionshandel?
  • Welche Sektoren sind im Emissionshandel involviert?
  • Wie funktioniert der Emissionshandel?

Zu Beginn wird die für viele Menschen wesentliche Frage beantwortet:

Emissionshandel – Ein Überblick in 60 Sekunden

Diesen Artikel vorlesen lassen:

Was ist unter dem Begriff Emissionshandel zu verstehen?

Der Handel mit Emissionen wurde von der EU als Instrument der Klimapolitik ins Leben gerufen. Ziel war und ist, zu möglichst niedrigen Kosten für alle beteiligten Volkswirtschaften die Treibhausgasemissionen zu senken. Etabliert wurde dazu von der EU das Emission Trading System (ETS bzw. EU ETS) als ersten grenzüberschreitenden Emissionsrechtehandel.

Die Europäische Kommission beschloss in Kooperation mit dem EU-Parlament das EU ETS im Jahr 2003, welches zum 1. Januar 2005 in Kraft trat. Seitens der EU sollte das Emission Trading System als Vorreiter und Blaupause für ein globales System dienen.

Welchen Sinn hat der Handel mit Emissionsrechten?

Mit dem Emissionshandelssystem sollen in den 30 beteiligten Ländern aus Klimaschutz-Gründen die Emissionen an Treibhausgasen deutlich reduziert werden. Im Rahmen des Emissionshandels werden jedoch nicht ganze Länder, sondern die Anlagen in Unternehmen und deren Betreiber in die Pflicht genommen. Das EU ETS will die CO 2 Emissionen in allen erfassten Firmen durch die Verpflichtung zu Zertifikaten senken. Das Emission Trading System beruht auf diesen Faktoren:

  • Der Betreiber einer vom System erfassten Anlage muss für jede Tonne emittiertem Kohlendioxid über ein gültiges Zertifikat verfügen.
  • Es gibt pro Jahr nur eine begrenzte Menge an neuen Zertifikaten.
  • Anlagenbetreiber erhalten die Zertifikate teilweise kostenlos.
  • Zertifikate werden in einer bestimmten Anzahl versteigert.

Mit den Zertifikaten kann gehandelt werden. Eine Firma kann beispielsweise nicht benötigte Zertifikate verkaufen oder zusätzlich benötigte Zertifikate erwerben. Emissionen an Treibhausgasen erhalten so ihre Preise und Anlagenbetreiber senken ihre Kosten, indem sie Emissionen so gut wie möglich verhindern. Zudem leisten sie einen Beitrag zum Klimaschutz und zur Reduzuierung von Schadstoffen in Industrie, Gewerbe & Co.

Wie läuft der Emissionshandel ab?

Das Grundprinzip ist einfach nachvollziehbar: Jedes Unternehmen, welches Kohlendioxid in die Atmosphäre emittieren will, muss dazu ein Recht besitzen. Die Rechte für Emissionen werden als Zertifikate verteilt. Ein Zertifikat ermöglicht die Freisetzung von einer Tonne CO 2.

Die Politik respektive die Europäische Kommission legt seit 2005 fest, welche Menge an Treibhausgasen jährlich in die Atmosphäre abgegeben werden darf. Jedes Jahr kommen weniger Zertifikate in Umlauf. Benötigt ein Konzern über die Zuteilung hinausgehende Zertifikate, kann es diese einer anderen Firma abkaufen. Das Emissionshandelssystem ist einerseits seitens der Anzahl begrenzt und eröffnet andererseits Möglichkeiten beim Handel.

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Ziele und Nutzung des Emissionshandels

CO2 und andere Emissionen sollen dort begrenzt werden, wo am meisten Nutzen und Effizienz gewährleistet wird. Das EU-eigene System arbeitet anlagenbasiert und erfasst aktuell deutlich mehr als 11.000 Anlagen, welche beispielsweise Konzerne oder Kraftwerken zuzuordnen sind. Jede Anlage bekommt für einen als Handelsperiode definierten Zeitraum eine nach Regeln festgesetzte Menge an Berechtigungen, welche als European Union Allowance oder kurz EUA bezeichnet werden. Zur Emission von einer Tonne Co 2 berechtigt eine EUA. In Deutschland ist die Deutsche Emissionshandelsstelle für den Handel mit Emission und den entsprechenden Zertifizierungen verantwortlich.

Die Menge an Zertifikaten sinkt

Die Gesamtmenge an Zertifikaten wird seit 2013 um jährlich 1,7 % reduziert, seit 2020 gilt eine jährliche Reduzierung von 2,2 %. 2013 wurden bereits 40 % der Zertifikate versteigert, der Wert wird gemäß den EU-Regeln jährlich erhöht. Jede Handelsperiode beim Handel mit Emissionen erstreckt sich über mehrere Jahre, damit sollen Schwankungen aufgrund besonderer Umstände ausgeglichen werden. In milden Wintern kommt es beispielsweise zu weniger Emissionen seitens der privaten Haushalte, der Betriebe und des Luftverkehrs. Berechtigungen auf Basis von Schönwetterlagen auszustellen, würde die Anlagenbetreiber in strengen Wintern in Bedrängnis bringen. Entscheidungen werden immer durch Aneinanderreihung mehrerer Handelsperioden getroffen, denn keine Handelsperiode gleicht der darauf Folgenden.

Was kostet ein CO2 Zertifikat?

Wie bereits erwähnt, richten sich die Preise nach dem Prinzip von Angebot und Nachfrage. Zwischen 2012 und 2017 kostete ein Zertifikat weniger als 10 Euro. Phasenweise wurden nur 5 bis 7 Euro verlangt. Im Jahr 2018 erfolgte ein langsamer Anstieg, welcher 2019 in einer Preisspanne zwischen 19 und 25 Euro resultierte. Zum Jahresende 2019 wurden bis zu 28 Euro pro Tonne verlangt. 2020 stieg der Zertifikats-Preis weiter an, fiel aber während der ersten Covid-19-Beschränkungen wieder auf das Niveau von 2019 zurück. Ungeachtet der Lockdown-Auswirkungen erreichte der Zertifikats-Preis im Sommer 2020 einen Rekordwert von 56 Euro. Bei Auktionen werden aktuell bis zu 65 Euro pro Tonne geboten.

Was passiert mit den Einnahmen aus dem Emissionshandelssystem?

EU Parlament und der Ministerrat haben beschlossen, dass die Einnahmen aus dem Handel mit Emissionen den Haushalten der Mitgliedsländer zufließen sollen. Genauer gesagt sollen die Beträge für nationale Projekte verwendet werden, die dem Klimaschutz dienen. Kritiker befürchten indes, dass einzelne Mitgliedsländer die Einnahmen aus dem Emissionshandel anderweitig verwenden. Zuständig für den Emissionshandel in Deutschland ist das Umweltbundesamt, genauer gesagt die untergeordnete Emissionshandelsstelle (DEHSt). Von der Behörde gibt es bis heute keine detaillierten Auskünfte zur Einnahmen-Verwendung.

Welche Sektoren sind im Emissionshandel involviert?

Der europäische Emissionshandel bezieht derzeit diese Sektoren ein und plant die Ausweitung auf weitere Sektoren:

  • – Energiewirtschaft hinsichtlich Erzeuger und Versorger.
  • – Industrien mit hohem Energiebedarf.
  • – Luftverkehr innerhalb von Europa.

Wo findet der Handel mit CO2 Emissionen statt?

Mittlerweile werden mehr als 60 % der CO2-Zertifikate zum Tagespreis an den europäischen Börsen gehandelt. Marktteilnehmer sind Unternehmen und Kraftwerke ebenso wie Investmentbanken und Hedgefonds. Emissionsrechte sind damit zu Spekulationsobjekten geworden, gleichermaßen wie Aktien, Devisen, Rohstoffe und Lebensmittel.

Die neueste Emissionshandelsrichtlinie setzt den rechtlichen Rahmen für die Jahre 2021 bis 2030. Sie betrifft rund 12.000 Anlagen, welche am Emissionshandel teilnehmen und etwa 45 % der Emissionen verantworten. In der Richtlinie enthalten sind Vorgaben zu erheblichen Emissionsminderungen, welche auf eine veränderte Energie- und Klimapolitik schließen lassen.

Die Gestaltung des Emissionshandelssystems

Wichtig zu wissen ist, dass beim Emissionshandel keine greifbaren Zertifikate aus Papier gehandelt werden. Der nationale Rechtehandel läuft vollkommen papierlos und digital über die Handelsstelle im Umweltbundesamt ab. Zum Emissionshandel verpflichtete Unternehmen und Kraftwerke sind im nationalen Emissionshandelsregister eingetragen und müssen jährlich über ihre Anlagen berichten. Gehandelt wird hierzulande unter anderem auf der Handelsplattform der Energie-Börse Leipzig.

Ist der Emissionsrechtehandel der EU ein Erfolgsmodell?

Bei dieser Frage gehen die Ansichten weit auseinander. Für die einen ist der Handel mit Emissionen das beste Instrument für effektiven Klimaschutz, andere vergleichen das Trading mit Zertifikaten mit dem kirchlichen Ablasshandel im Mittelalter. Zweifellos gut ist die Idee oder das Grundprinzip. Damit wird deutlich gemacht, dass die Umweltverschmutzung mit Treibhausgasen ihren Preis hat. Dieser Preis war in der Vergangenheit allerdings erheblich zu niedrig und wurde bereitwillig einkalkuliert. Mittlerweile wurde das zugrunde liegende Gesetz mehrfach novelliert. Zudem sind die Zertifikats-Preise auf ein sinnvolles Niveau gestiegen. Ob aus dem EU Emissionshandel ein globales Erfolgsmodell wird, bleibt abzuwarten.

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Fazit zum Thema Emissionshandel

Der Emissionshandel wurde von der EU im Rahmen der Umweltpolitik mit dem Ziel etabliert, das Klima durch die Reduktion der Treibhausgase zu schützen. Die einstmals kostenfreie Zertifizierung wird mittlerweile zunehmend gebührenpflichtig, zudem wird die Gesamtmenge an Zertifikaten jährlich gesenkt, somit entsteht eine sinkende Obergrenze für die Nutzung des Handels mit Treibhausgas Emissionen. Dem aktuellen Bundesumweltamt-Jahresbericht zufolge sinken die Treibhausgasemissionen in der BRD kontinuierlich. Insgesamt also eine Reform, die den Markt und den Ausstoß rund um Schadstoffe positiv beeinflusst. 🌱

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