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Kreuzfahrtschiff Schadstoffausstoss

Emissionen Kreuzfahrtschiff: So dreckig sind Schiffsreisen

Dass Kreuzfahrten eine Klimasünde sind ist spätestens seit der „Fridays for Future“- Bewegung wohlbekannt. Aber wie viel Emissionen werden tatsächlich durch Kreuzfahrtschiffe verursacht? Hier erfahren Sie alles über die Schiffsabgase und wie die Branche in die Klimaneutralität kommen soll.

Wie viel CO2 stößt die Kreuzfahrt aus?

Emissionen der Kreuzfahrtbranche entstehen in erster Linie durch Ausstoß von Treibhausgasen und setzen sich aus verschiedenen Arten von Schadstoffen zusammen: Schwefeloxid (SOx), Stickoxid (NOx), Kohlenstoffdioxid (CO2), Ruß- und Feinstaub. Die Konzentration von emittierten Luftschadstoffen ist abhängig von den verwendeten Treibstoffen, auf See ist dies hauptsächlich Schweröl (HFO).

Kamin Kreuzfahrtschiff Schadstoffausstoss

Treibhausgase der Schifffahrtsindustrie

Insgesamt stößt die Schifffahrt etwa eine Mrd. Tonnen Kohlendioxid aus, das entspricht ca. 3 Prozent der aller von Menschen verursachten Abgase. Zudem verursacht die globale Schifffahrt etwa 15 Prozent der Stickoxid Emissionen und 13 Prozent der Schwefeldioxidemissionen weltweit. Durch stetig wachsenden, internationalen Handel steigen die CO2-Emissionen der Schifffahrt rasant, während die Zahlen in vielen anderen Branchen sinken. So erhöht sich der relative Anteil der Schifffahrt an den Gesamtemissionen stetig.

Kreuzfahrtschiffe tragen mit weniger als einem Prozent der Schiffe nur in geringem Umfang zu den Treibhausgasemissionen der Schifffahrt bei. Eine Studie der UN-Organisation IMO von 2020 gibt an, dass der zivile Schiffverkehr im Jahr 2018 rund 1,076 Millionen Tonnen CO 2-Äquivalente (CO2e) ausgestoßen hat. Kreuzfahrten verursachen besonders hohe Kohlendioxidemissionen. So fallen beispielsweise bei einer 7-tägigen Mittelmeerkreuzfahrt pro Person rund 1,9 Tonnen CO2-Äquivalente an.

CO2 Emissionen: Kreuzfahrtschiffe

Laut Schätzungen des Hamburger Senats emittieren Kreuzfahrtschiffe allein im Hamburger Hafen jährlich 177 Tonnen Stickoxid (NOx), 6,7 Tonnen Schwefeldioxid, 3,5 Tonnen Feinstaub und Ruß sowie 10.500 Tonnen des Klimagases Kohlendioxid (CO 2).

Nach Angaben des Nabu stößt ein einziges modernes Kreuzfahrtschiff täglich rund 450 Kilogramm Rußpartikel und 5250 Kilogramm Stickoxide aus. Eine Studie von Transport and Environment aus 2019 zeigt, dass allein die Kreuzfahrtschiffe der Reederei Carnival im Jahr 2017 fast zehnmal so viele Schwefeloxide entlang der Küsten Europas ausgestoßen haben wie alle Autos in Europa (ca. 260 Millionen) zusammen.

Die genaue Umweltbelastung eines Kreuzfahrtschiffes lässt sich aber nicht pauschalisieren, denn je nach Treibstoff, Schiffsgröße, Anzahl der Passagiere, Typ der Kabinen, Reiseregion und Baujahr des Schiffes können die Emissionswerte stark abweichen. Hinzu kommt, dass einige Schiffe teilweise auch darauf setzen, ihre Emissionen durch erneuerbare Energien wie Photovoltaik zumindest teilweise auszugleichen, wohingegen andere Schiffstypen überhaupt nicht auf eine Solche Taktik setzen. Mit unserem CO 2 Rechner Kreuzfahrtschiff können Sie den Ausstoß Ihrer nächsten Kreuzfahrt und die nötige Kompensation berechnen.

Ein Kreuzfahrtschiff im Golf von Neapel stößt viele Schadstoffe und CO2 aus

Kreuzfahrt-Ranking & Umweltschutz der Reedereien

Die Naturschutzorganisation NABU hat ihr Kreuzfahrt-Ranking 2022 veröffentlicht und die Ergebnisse sind nicht ermutigend. Die Mehrheit der größten in Europa tätigen Kreuzfahrtunternehmen räumt dem Umwelt- und Klimaschutz nach wie vor keine hohe Priorität ein. Der NABU hat die Anbieter zu ihren Klimaschutzmaßnahmen befragt und festgestellt, dass die meisten in diesem Bereich noch hinterherhinken. Dies ist angesichts der wachsenden Beliebtheit von Kreuzfahrten und der damit verbundenen Umweltbelastungen bedenklich. Der NABU fordert die Kreuzfahrtunternehmen auf, in Sachen Nachhaltigkeit und Klimaschutz besser zu werden.

Im NABU-Kreuzfahrt-Ranking 2022 wurden 19 Reedereien untersucht und es konnten insgesamt 17 Punkte erreicht werden. Hierbei werden Faktoren wie Emissionen, Wasserverschmutzung und Abfallmanagement berücksichtigt. Allerdings erreichten die meisten Unternehmen nur einen Bruchteil der möglichen Punkte. Von den 17 möglichen Punkten erreichte das bestplatzierte Unternehmen, Hurtigruten Norwegen, nur die Hälfte. Das bedeutet, dass es bei der ökologischen Nachhaltigkeit in der Kreuzfahrtbranche noch viel Raum für Verbesserungen gibt. Obwohl in den letzten Jahren einige Fortschritte erzielt wurden, zeigen die Ergebnisse dieses Rankings, dass noch ein langer Weg vor uns liegt. Die vom NABU ermittelten Ergebnisse zeigen, dass die Unternehmen bisher leider vor allem schöne Worte und Ankündigungen machen, aber bisher wenig Konkretes zur Verbesserung der Situation umgesetzt haben.

Mehr Informationen zum NABU Kreuzfahrt-Ranking 2022 finden Sie hier: https://www.nabu.de/umwelt-und-ressourcen/verkehr/schifffahrt/kreuzschifffahrt/32650.html

Kreuzfahrt Ranking Infografik
Quelle: https://www.nabu.de/umwelt-und-ressourcen/verkehr/schifffahrt/kreuzschifffahrt/32650.html

Die Kreuzfahrt und ihr Klima-Fußabdruck

Mit rund 0,6 Prozent hat die Kreuzfahrtbranche einen geringen Anteil an der zivilen Schifffahrt. Durch die für den Hotel-Betrieb gebrauchte Energie liegt der durchschnittliche Treibhausgas-Ausstoß von Kreuzfahrtschiffen aber deutlich über dem eines Fracht- oder Containerschiffs.

Die Schifffahrtsbranche ist eine der wenigen Sektoren, die im Pariser Klimaabkommen von 2016 nicht berücksichtig wurde. Angesichts der Maßnahmen gegen den Klimawandel, die Co 2- und Stickoxidemissionen weltweit bis 2050 deutlich reduzieren sollen, könnte der Sektor bis dahin einen relativen Anteil am Gesamtausstoß von bis zu 17 Prozent erreichen.

Klimaschutz auf dem Meer

Zwar gibt es bis jetzt kaum internationale Auflagen, die die Luftverschmutzung und die damit einhergehende Gesundheitsbelastung durch Schadstoffe der Schiffe regulieren, aber einige Gebiete stehen nun unter Naturschutz. Hier verfolgt man mit der Schaffung von Naturschutzgebieten ähnliche Ansätze wie in der Landwirtschaft.

In Nordeuropa, vor allem in der Nord- und Ostsee sowie in Nordamerika (USA & Kanada, einige Polarregionen) gelten besonders strenge Umweltauflagen hinsichtlich des an Bord verwendeten Treibstoffes. In diesen Regionen dürfen Kreuzfahrtschiffe jetzt nur noch mit Marine- oder Schiffsdiesel fahren. Dieser enthält deutlich weniger Schwefel (0,1%) als Schweröl (bis 31.12.2019 max 3,5%, seit 1.1.2020 max. 0,5%) und ist deshalb weniger schädlich für die Umwelt.

Ist LNG besser für die Umwelt?

In Zukunft wird sich aufgrund des Klimawandels der Schadstoffaustoß der Kreuzfahrt weiter verringern müssen. Einige Reedereien stellen deshalb jetzt schon ihre Flotte auf Schiffe mit LNG Antrieb (Flüssiggas) um. Das flüssige Erdgas hat eine bis zu 20 Prozent bessere Klimabilanz als andere fossile Kraftstoffe.

LNG Schiffe stoßen kei­ner­lei Fein­staub, Stick­oxi­de oder Schwe­fel­oxi­de aus und sind somit besser für unsere Gesundheit und Umwelt. Ein Vorteil der Umrüstung auf fossiles LNG ist, dass es später, soweit quantitativ und wirtschaftlich verfügbar, auch auf den bestehenden Schiffen durch klimaneutrales, synthetisch erzeugtes Gas oder Biogas ersetzt werden kann.

Kamin Kreuzfahrtschiff Schadstoffausstoss

Klimaziele der „grünen“ Kreuzfahrten

Es werden momentan immer mehr alternative Treibstoffe und Antriebsformen entwickelt und getestet. Viele Unternehmen spezialisieren sich auf Batterien, nachhaltige Biokraftstoffe, sogenannten „blauen“ Wasserstoff um den CO2 Ausstoß der Branche zu verringern. Aktuell sind solche Projekte allerdings noch in den Kinderschuhen und wesentlich teurer als Kraftstoffe, die auf Rohöl basieren.

Mehrere Kreuzfahrt-Reedereien, darunter auch das deutsche Unternehmen AIDA, haben kürzlich neue Klimaschutz-Ziele veröffentlicht, um die Ökobilanz des Schifffahrts-Tourismus zu verbessern. Laut der „Green Cruising“-Strategie von AIDA, plant die Reederei in den nächsten Jahren weitere neuartige Antriebe auf den Schiffen zu installieren. Damit sollen die Kreuzfahrtschiffe den Umweltschutz respektieren und zu einer „emissionsneutralen Kreuzfahrt“ (bis 2040) mit dem ersten emissionsfreien Schiff bis 2030 führen. 

Ansätze für grüne Kreuzfahrten

Laut Umweltbundesamt und Nabu gibt es verschiedene Ansätze im Umgang mit der Kreuzfahrt die langfristig zu einer Verringerung oder gar Vermeidung von Schadstoffausstoß führen sollen. Durch verschiedene Aspekte sollen die Beeinträchtigung von Luft und Wasserqualität sowie Schadstoffe in den Häfen eingedämmt werden.

  • Die Schifffahrt soll so schnell wie möglich in das Handelssystem für CO2-Zertifikate der EU aufgenommen werden und mithilfe von Steuererleichterungen für alternative Kraftstoffe soll die Nutzung von Schweröl reduziert werden.
  • Im Bezug auf fossile Kraftstoffe sollen CO2-Emissionen durch weniger Verbrauch gesenkt werden. Die Reedereien im laufenden Betrieb können dies zum Beispiel durch kürzere Fahrtstrecken, sowie den Einsatz von energiesparender LED-Beleuchtung erreichen.
  • Ein sogenanntes Hybrid-Kreuzfahrtschiff, das mit einem Diesel- und einem elektrischen Motor ausgestattet ist, kann auch für einen emissionsärmeren Urlaub sorgen.
  • Eine weitere Möglichkeit, die Abgasbelastung wirksam zu reduzieren, sind effektive Abgasfilter und Abgaswaschanlagen (Scrubber), durch die Schwefelemissionen um fast 100 Prozent, der Stickoxidaustoß um 75 Prozent und der von Rußpartikeln um 60 Prozent gesenkt werden können.

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  • Kreuzfahrtschiff-Schadstoffausstoss: iStock/goce
  • Kamin-Kreuzfahrtschiff-Schadstoffausstoss-2: iStock/HenrikNorway
  • CO2-Ausstoss-Kreuzfahrtschiff: iStock/Fortgens Photography
  • Kamin-Kreuzfahrtschiff-Schadstoffausstoss: iStock/goce