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CO2 Ausstoss durch Landwirtschaft

Emissionen in der Landwirtschaft

Die Landwirtschaft leidet unter den Folgen des Klimawandels, ist aber auch Teil des Problems. Doch in warum ist Landwirtschaft schlecht für das Klima? Wie viel Treibhausgas emissionen stößt der Sektor aus? Welchen Beitrag leistet die Viehhaltung? Gibt es Möglichkeiten den Schutz von Klima und Umwelt erfolgreich umzusetzten? In diesem Artikel erklären wir was Sie zu dem Thema Treibhausgas-Emissionen in der Landwirtschaft wissen müssen und wie Sie einen positiven Beitrag gegen den Klimawandel leisten können.

Warum ist Landwirtschaft Klimaschädlich?

Die deutsche Landwirtschaft trägt wesentlich zum Ausstoß von klimaschädlichen Gasen bei. In 2020 stammten ca. 9 Prozent der gesamten Treibhausgasemissionen Deutschlands aus der Landwirtschaft (66 Millionen Tonnen Co 2 Äquivalente). Dies ist vor allem auf Methanemissionen aus der Tierhaltung (Vergärung und Düngung von Gülle und Festmist) und Lachgasemissionen aus landwirtschaftlichen Böden infolge der Stickstoffdüngung (mineralisch und organisch) zurückzuführen. Darüber hinaus trägt die Nutzung landwirtschaftlicher Flächen für die Erzeugung von Biogas zu den Treibhausgasemissionen bei.

Zwar werden in Deutschland keine Naturflächen mehr in Ackerland umgewandelt, doch die weitgehend landwirtschaftliche Nutzung von bereits trockengelegten Mooren hat eine klimaschädigende Wirkung. Die Landnutzung der Moore als Acker- und Farmland ist ein Problem, da Moore riesige Mengen an Kohlenstoff speichern. Werden die Flächen aber trockengelegt, reagiert der Kohlenstoff im Torf mit der Luft und setzt riesige Mengen an CO2 frei. Da bereits über 90 Prozent unserer Moore entwässert wurden, macht dies etwa sechs Prozent der gesamten freigesetzten CO 2 Emissionen Deutschlands aus.

Anbau auf Feldern Landwirtschaft

Wie viel Treibhausgasemissionen kommen aus der Landwirtschaft?

Der Großteil der Treibhausgas Emissionen innerhalb des Landwirtschaftssektors stammt von Methan (CH4) und Lachgas (N2O)-Emissionen. 2021 wurden 56,4 % der Emissionen der Landwirtschaft durch das CH4 Gas verursacht. Methangase entstehen bei Verdauungsprozessen, aus der Behandlung von Wirtschaftsdünger sowie durch Lagerungsprozesse von Gärresten aus nachwachsenden Rohstoffen der Biogasanlagen. Treibhausgase aus Methan sind rund 25-mal klimaschädlicher ist als Kohlenstoffdioxid.

Lachgas-Emissionen machten 2021 einen Anteil von 38,8 % der Emissionen des Sektors aus und entstehen hauptsächlich bei der Ausbringung von mineralischen und organischen Düngern auf landwirtschaftlichen Böden, beim Wirtschaftsdüngermanagement sowie aus Lagerungsprozessen von Gärresten. Über 80 Prozent der gesamten Lachgas Emissionen werden von der Landwirtschaft verursacht, dabei ist Lachgas etwa 300-mal so klimaschädlich wie CO2.

Im Jahr 2021 war die deutsche Landwirtschaft laut Umweltbundesamt für insgesamt 54,8 Mio. t CO 2-Äquivalente verantwortlich. Das entspricht 7 % der gesamten ⁠Treibhausgas⁠-Emissionen des Jahres. Wenn man die Emissionsquellen der mobilen und stationären Verbrennung mit berücksichtigt, kommt der Sektor sogar auf 61,1 Millionen Tonnen (Mio. t) Kohlendioxid Äquivalente bzw. 8 % Anteil an den Gesamtemissionen der Bundesrepublik. Damit hat die Landwirtschaft Anteil an den Treibhausgas-Emissionen der Sektoren in Deutschland der mit dem Ausstoß der gesamten Prozesse des Industriesektors vergleichbar ist.

Eine weitere Emissionsquelle der Landwirtschaft aus der Tierhaltung und der Düngeausbringung von Gülle und Mineraldünger ist besonders schädigend für Land- und Wasserökosysteme: Ammoniak (NH3). Das freigesetzte Ammoniak sickert in die Böden und führt zu ⁠Versauerung⁠ und ⁠Eutrophierung⁠ (Nährstoffanreicherung). Die Ammoniak Emissionen aus der Landwirtschaft sind zwar von 1990 bis 2020 um 25 Prozent gesunken, aber sie stellen heute noch immer ca. 95 Prozent der gesamten Ammoniak-Emissionen Deutschlands dar.

Raps als Quelle für Biomasse

Wie viel Treibhausgas Emissionen stößt die Tierhaltung aus?

Die Viehhaltung ist einer der Hauptverursacher von Emissionen der Landwirtschaft. Das Treibhausgas Methan entsteht während des Verdauungsvorgangs (Fermentation) bei Wiederkäuern (wie z.B. Rindern und Schafen) sowie bei der Lagerung von Wirtschaftsdüngern (Festmist, Gülle). An und für sich wird CH4 auch von Menschen ausgestoßen und stellt in geringen Mengen kein großes Problem für die Umwelt dar. Wenn es sich, wie zum Beispiel in der Massentierhaltung üblich, aber um tausende tonnen ausgestoßenes CH4 handelt, trägt das Gas maßgeblich zum Klimawandel bei.

Im Jahr 2021 entsprachen die Methan-Emissionen aus der Fermentation etwa 76 % aller Methan-Emissionen des Landwirtschaftssektors. Laut Bundesumweltamt waren diese nahezu vollständig auf die Rinder- und Milchkuhhaltung (95 %) zurückzuführen. Zudem kommt noch, dass 20% der CH4 Emissionen aus dem Wirtschaftsdüngermanagement stammten. Auch hier spielt die Tierhaltung eine Rolle, denn der größte Anteil des Methans aus Wirtschaftsdünger geht auf die Exkremente von Rindern und Schweinen zurück.

Somit lassen sich in 2021 rund 36 Mio. t CO2-äquivalente THG-Emissionen (das sind 66 % der Emissionen der Landwirtschaft und knapp 5 % an den Gesamtemissionen Deutschlands) allein auf die direkte Tierhaltung zurückführen, so das Umweltbundesamt.

Eine Biogasanlage

Wie sehr beeinflussen Emissionen der Massentierhaltung das Klima?

Obwohl die Co 2 Bilanz der Landwirtschaft seit dem Jahr 1990 um ca. 25 Prozent auf 66 Millionen Tonnen gesunken ist, bleibt vor allem die Tierhaltung eine enorme Quelle von Emissionen. Die Reduktion der Emissionen in diesem Zeitraum ist vor allem auf die abnehmenden Tierbestände in Ostdeutschland und einen geringeren Einsatz von Mineraldünger seit der Wiedervereinigung zurückzuführen. 

Laut der Landwirtschaftsorganisation FAO der UN, ist die Massentierhaltung global gesehen der größte Co 2-Treiber. Mit 14,5 Prozent der weltweiten durch Menschen verursachten Treibhausgasemissionen sind die Emissionen aus der Haltung und Verarbeitung von Tieren etwas größer als die des globalen Verkehrs, wie zum Beispiel durch Autos, Flugzeuge oder Emissionen durch Kreuzfahrtschiffe. Ein Wiederkäuer produziert im Verdauungsvorgang pro Tag rund 200 Liter Methangas. Weltweit werden ca. 1,5 Milliarden Rinder gehalten. Damit ergibt sich ein globale Produktion von 300 Milliarden Liter Methanemissionen pro Tag.

Deutschland hat eine der höchsten Fleischkonsumraten der Welt. Im Jahr 2019 verzehrten die Deutschen durchschnittlich 60 Kilogramm Fleisch pro Person – mehr als doppelt so viel wie unsere Großeltern aßen. Obwohl sich mittlerweile rund 8 Prozent der Deutschen vegan oder vegetarisch ernähren, wurden im Jahr 2019 laut Statistischem Bundesamt, 59,7 Millionen Schweine, Rinder, Schafe, Ziegen und Pferde und rund 700 Millionen Geflügel in Deutschland für den Verkauf geschlachtet. Insgesamt stammen rund 98 Prozent unseres Fleisches aus der Massentierhaltung.

Auch die in der Massentierhaltung eingesetzten Futtermittel tragen maßgeblich zu Treibhausgasemissionen bei. Denn das wichtigste Tierfutter deutscher Bauern ist Soja, das zu 80-90 Prozent (ca. 4,5 mio t) aus Südamerika importiert wird. Somit verursacht allein das Sojafutter etwa 2,5 Millionen Tonnen CO 2 äquivalente pro Jahr. Um diese Emissionen für Deutschland zu kompensieren müsste man zum Beispiel mehr als 200 Millionen Buchen pflanzen.

Aber nicht nur der Transport von Futter und Gülle verursacht Co 2 Emissionen, denn auch die Tiere wechseln durchschnittlich vier mal in Ihrer Lebenszeit den Ort: Selten findet die Schlachtung dort statt, wo die Tiere aufgezogen wurden. Zudem exportiert Deutschland pro Jahr rund 80.000 Zuchtrinder an Drittstaaten außerhalb der EU, oft nach Asien und Russland. Auch hier ist der Transport über mehrere tausend Kilometer eine Quelle von Treibhausgas Emissionen. Hier wird sich mit der wachsenden E-Mobilität bezüglich der CO2 Emissionen auch noch einiges verändern.

Folgen des Treibhauseffekts

Treibhausgasneutralität in der Landwirtschaft

Aufgrund der fortschreitenden Erderwärmung ist es wichtig die Landwirtschaft für die herausforderungen der Zukunft zu wappnen und Emissionen in diesem Bereich so weit wie mögich zu senken.

Eine neue Düngeverordnung sieht vor Lachgas-Emissionen durch eine noch effizientere Nutzung der eingesetzten Stickstoffdünger, zu verringern. Durch eine noch stärkere Orientierung an den verfügbaren Stickstoffmengen im Boden können zum Beispiel unnötige Lachgas Emissionen vermieden werden.

Ein weiterer Aspekt für den Klimaschutz sind Verbesserungen in der Massentierhaltung. Hier zielen die Maßnahmen vor allem darauf ab, die Methanbildung durch Gülle zu verringern. Deshalb sollen im Rahmen der Energiewende verstärkt gasdichte Anlagen für die Lagerung und die energetische Nutzung von Gülle in Biogasanlagen gefördert werden.

Desweiteren kann eine Bodenbewirtschaftung, die sich auf den Humusaufbau fokussiert co2 Emissionen reduzieren. Denn wenn sich der durchschnittliche Humusgehalt im Boden um 0,1 Prozent steigert, können je nach Bodenart bis zu sechs Tonnen mehr CO2 pro Hektar gespeichert werden.

Wald und Boden binden große Mengen an CO2. Deshalb ist der Erhalt und nachhaltige Ausbau der Wälder von großer Bedeutung für den Klimaschutz. Diese Co 2 Senken zu erhalten ist Voraussetzung dafür, die von der EU in Paris vereinbarten Klimaschutzziele zu erreichen. Das von der Bundesregierung beschlossene Klimaschutzgesetz sieht den Ausbau dieser natürlichen Senken vor, sodass Deutschland nach 2050 mehr Treibhausgase in natürlichen Senken einbindet, als es ausstößt.

Bund und Länder stellen bereits rund 1,5 Milliarden Euro für Maßnahmen wie Wiederaufforstungen und die Erhöhung der Biodiversität durch den Umbau zu klimaangepassten Mischwäldern bereit. Die Bundesregierung unterstützt die Landwirtschaft zusätzlich durch das Sofortprogramm 2022, um die gesteckten Ziele zum Klimaschutz zu erreichen.

Nachhaltige Landwirtschaft

Zukunft Landwirtschaft: Was können wir tun?

Bis 2030 will Deutschland Klimagasemissionen um mindestens 65 Prozent gegenüber 1990 verringern. Das Klimaschutzgesetz sieht vor, die jährlichen Emissionen der Landwirtschaft bis 2030 auf 56 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente zu reduzieren. Um den Klimaschutz durchzusetzen wurden verbindliche jährliche Zwischenziele festgesetzt. Damit die gesetzlichen Vorgaben für Land- und Forstwirtschaft eingehalten werden können, hat das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft hat zehn Maßnahmen entwickelt.

Schwerpunkt der Klimaschutzmaßnahmen in der Land- und Forstwirtschaft liegen darin, Emissionen zu verringern – und Ressourcen effizienter einzusetzen und damit die Nahrungsmittelproduktion insgesamt noch nachhaltiger zu gestalten Außerdem sollen die Kohlenstoffspeicherpotenziale der Land- und Forstwirtschaft gefördert werden.

Doch auch das Verhalten der Verbraucherinnen und Verbraucher kann einen Einfluss auf den Schutz unserer Umwelt haben. Jeder kann einen wichtigen Beitrag dazu leisten, die Klimabilanz im Bereich der Landwirtschaft zu verbessern:

  1. Zum Beispiel bei der Vermeidung von Lebensmittelverschwendung. Denn zurzeit landen jedes Jahr noch etwa elf Millionen Tonnen Lebensmittel im Abfall. In dem Verbraucher ihren Konsum regulieren, regional einkaufen und auf Ihre Ernährung achten, kann eine Verschwendung von Lebensmitteln vermieden werden. Die Kampagne „Zu gut für die Tonne“ der Bundesregierung zum Ziel gesetzt, die Menge von Lebensmittelabfällen bis zum Jahr 2030 zu halbieren. Damit würden immerhin sechs Millionen Tonnen CO2 eingespart.
  2. Natürlich hat auch eine Umstellung der Ernährung positive Folgen für das Klima. Eine gesunde und ausgewogene Ernährung ist nicht nur Gesünder sonder spart auch Kohlendioxid Emissionen. Laut Umweltbundesamt verursachen Fleischesser durchschnittlich 1.730 Kilogramm CO ₂-Emissionen pro Jahr. Vegetarier kommen hingegen nur auf 1.280 Kilogramm. Am umweltverträglichsten ist eine vegane Ernährung, hierbei entstehen lediglich Emissionen in Höhe von 1.040 Kilogramm CO₂.

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Bildquellen

  • CO2-Ausstoss-durch-Landwirtschaft: iStock/jodie777
  • Anbau-auf-Feldern-Landwirtschaft: iStock/DenisVesely
  • Raps-als-Quelle-fuer-Biomasse: iStock/Pictures-and-Pixels
  • Biogasanlage: iStock/CreativeNature_nl
  • Nachhaltige-Landwirtschaft: iStock/JARAMA